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   Kulturlandschaft    Lauenburg
 

Aus dem Innenleben eines Hauses I

Schuhmacherwerkstatt

Das eBook können sie als Online-Version anschauen und anhören ...

In diesem Haus am Großen Sandberg 8 hatte von 1954 - 66 der Schuhmacher-
meister Hans Frenz seine Werkstatt, die heute im Kreismuseum Ratzeburg zu sehen ist. Übrig geblieben sind die abgelaufenen Absätze der Lauenburger/innen, die jetzt seit über 40 Jahren in Kartons und großen Zinktöpfen zusammengefegt liegen.
Für meine Ausstellung (2007) im Künstlerhaus Lauenburg habe ich Margrit Offermann, die Tochter von Herrn Frenz, vor Ort am Großen Sandberg aus dem Innenleben des Hauses erzählen lassen. Diese Aufnahme wurde in einem kleinen fensterlosen Raum der Galerie abgespielt. In der Galerie waren große Fotografien und Prints von den gefundenen Absätzen und Leisten zu sehen.



   
 

Pfarrhaus


Dieses Haus beherbergte bis 1925 Prediger und Pastoren. Danach hat es eine wechselvolle Geschichte erlebt.
Für die Zeit nach 1925 habe ich ehemalige Bewohner über das Innenleben des Hauses befragt. Tondokumente des alltäglichen Lebens. Diese Interviews waren in einer Ausstellung im Pfarrhaus über Kopfhörer zu hören.



   
 

Tanzsaal


Trotz intensiver Suche habe ich für dieses Haus keine Gesprächspartner gefunden. Meine anfängliche Hoffnung, jemanden zu finden, der in diesem Saal noch getanzt hat, hat sich sehr schnell erübrigt, da sich aufgrund des langen Zeitraums niemand mehr daran erinnern konnte. Auch eine sehr alte Lauenburger Anwohnerin, die um die Ecke wohnt, nicht.

Der Anlaß zu diesem Projekt war, die Bewohner der Stadt Lauenburg in meine Arbeit als Künstlerin einzubeziehen. In der Stadt finden sich mehrere leerstehende Häuser, die voller Fundstücke und Erinnerungen stecken und die Grundlage meiner Foto- und Interviewinstallationen sind.

Dieses Projekt ist 2007 im Rahmen eines Stipendiums im Künstlerhaus Lauenburg/Elbe entstanden. Gefördert von der Landesregierung Schleswig-Holstein und der Stadt Lauenburg.



   
 







Aus dem Innenleben eines Hauses II

Eine Reise von Dömitz nach Lauenburg an der ehemaligen innerdeutschen Grenze

Herbst 2009

Den Katalog können sie als PDF (5,2 MB) downloaden ...

Die erste Station meiner Reise von Dömitz nach Lauenburg entlang der Elbe ist der Grenzwachturm am Hafen von Dömitz, der jetzt vom Motoryachtclub genutzt wird. Der Hafenmeister gewährt mir einen Einblick in den Turm, der eine Grundfläche von 2 x 2 Metern hat und als Abstellkammer für Gartengeräte und Farben dient.
Ganz anders ist die Verwendung des Wachturms in Rüterberg, den ich als nächstes aufsuche; er ist heute ein Wochenendhaus. Seine größere Grundfläche von 4 x 4 Metern zeigt, dass er für Offiziere vorgesehen war. Der heutige Besitzer, der an der deutsch-französischen Grenze aufgewachsen ist, hat im Parterre eine Küche und eine Dusche eingebaut. In den beiden darüber liegenden Etagen befinden sich Wohn- und Schlafzimmer. Das Grundstück ist mit Streckmetallgitter eingezäunt und am Eingangstor weist ein Schild daraufhin, dass es sich um ein Privatgrundstück handelt.
Streckmetallgitter findet auch auf anderen Grundstücken Verwendung, unter anderen gebogen als Kompostabgrenzung. Aber auch in seiner ursprünglichen Erscheinung, jetzt als Mahndenkmal in Rüterberg, ist ein ein Stück am Ende des Dorfes stehen geblieben "Für die Opfer der Unmenschlichkeit".
Die Bewohner/innen von Rüterberg waren von 1967 bis 1989 zwischen zwei Grenz-
zäunen eingesperrt. Der Zugang zum Dorf war nur durch ein von Grenzsoldaten be-
wachtes Tor möglich.
Soldaten, die an diesem Abschnitt der Grenze ihren Dienst getan haben, waren in einer Kaserne in Tripkau untergebracht, die heute von einer holländischen Künstlergruppe bewohnt wird. Nur die Räume im Erdgeschoss können beheizt werden. Neben Wohnzimmern ist dort auch die Großküche untergebracht, die in ihrer alten Ausstattung erhalten geblieben ist.
In der Mitte des Gebäudes ist ein Treppenhaus. Auf vergilbten Tapeten erinnern Schriftzüge an vergangene Zeiten. "Aus dem Leben der Einheit" und "...brüder für immer" ist dort zu lesen. In den unzähligen Zimmern im ersten Stock sind jetzt Schlaf- und Arbeitsräume untergebracht. Der zweite dagegen ist noch wie er vor 20 Jahren verlassen wurde, nur ohne Möblierung.
Neben der Kaserne sind dem Gebäudekomplex eine Werkstatt, Garagen und ein Hundezwinger angegliedert.






   
 



In Darchau finde ich einen weiteren Wachturm, wieder ein Turm mit großer Grundfläche, aber er ist leer und die Tür ist fest verschlossen und mit einem extra Schloss gesichert. Die schmalen Fensterschlitze geben nur den Blick auf ein kleines Stück der Metallleiter frei, über die man die einzelnen Stockwerke erklimmen kann.
Meine letzte Station und auch gleichzeitig der Ausgangspunkt für meine Arbeit zur Grenze ist die Grenzkontrollstelle in Lanze bei Lauenburg. Das Gebäude-
ensemble besteht aus einem langen Bürogebäude, Garagen, einem Hundezwinger und einer Halle zur Untersuchung von LKWs. Bis zum Bau der Autobahn A24 war dieser Grenzübergang an der B5 die Transitstrecke Hamburg - Berlin.
Zuletzt diente das Verwaltungsgebäude als Asylbewerberunterkunft. Bis zu elf Familien haben hier zeitweise gelebt. Seitdem steht es leer. Die eingeschlagenen Fensterscheiben zeugen von ungebetenen Besuchern.
Die Anlage liegt versteckt hinter hohen Sträuchern und Bäumen, idyllisch im Landschaftsschutzgebiet.




Für meine Arbeit zur Grenzkontollstelle in Lanze bei Lauenburg habe ich Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern vom Bundesgrenzschutz, Zoll und der späteren Asylbewerberunterkunft geführt. Gemeinsam mit meinem jeweiligen Gesprächspartner habe ich die Räume durchquert und im Gehen die Erzählungen aufgezeichnet.
Die Dokumentation "Aus dem Innenleben eines Hauses " I ist 2007 im Rahmen eines Stipendiums im Künstlerhaus Lauenburg entstanden und in Form eines eBooks inkl. der Interviews als Audiodateien erschienen.